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 Editorial
Liebe Mitglieder, Freunde, Freundinnen und Supporter
Dieses Jahr fällt es mir schwer, unbeschwert ei- nen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr zu verfassen, ohne dabei in Trübsal zu verfallen. So viel ist vorgefallen, das auf unser aller Leben grossen Einfluss hat, tiefen Eindruck macht, un- ser bisheriges Lebensgefühl, Sicherheit und Freude am Leben durcheinanderwirbelt, das uns – zusammenfassend gesagt – auf den Magen und die Seele schlägt. Ich will nicht über Krieg und Terror schreiben, aber deren Auswirkungen sind auch in der Aviation merklich spürbar.
In Dubai fand im Dezember 2023 die UN-Klima- Konferenz statt. Über 100’000 auswärtige Perso- nen nahmen an ihr teil. Aus der ganzen Welt sind sie nach Dubai geflogen. Geflogen! Mit Airlines und vielen Privatjets. Wie soll eine solche Konfe- renz glaubwürdig sein, wenn auch die lautstar- ken Klimaaktivsten (die allerdings – anders als bei uns – keine Plattform für ihre vielfältigen De- monstrationen erhielten) ohne zu zögern zuerst kräftig CO2 produzieren, um dann vielleicht ein- mal in ferner Zukunft wenig CO2 einzusparen?
Diese Doppelzüngigkeit ist auch hier in der Schweiz vorhanden. Unverdächtige Beispiele aus anderen Bereichen zeigen es auf: Gemäss einer Erhebung des Verbandes der Schweizer Medizinstudierenden (Swimsa) erwägen 43% der Medizinstudierenden im sechsten Jahr (also kurz vor Abschluss) das Medizinstudium abzu- brechen. Hauptgrund ist die Aussicht darauf, mit wenig sinnstiftenden Tätigkeiten, vor allem Bü- rotätigkeiten, beschäftigt zu sein (NZZ vom 4. Dezember 2023). Weiter ist zu lesen: «Ärzte sit-
zen zu viel vor dem Computer (NZZ vom 5. De- zember 2023)», «Junge Wirtschaftsprüfer am An- schlag (NZZ vom 4. Dezember 2023)», «Ärzte, Architekten und Notare sind die Hauptleidtra- genden der ausufernden staatlichen Bürokratie – deren Abbau ist schwer zu bewerkstelligen» (NZZ vom 3. November 2023). Und so geht es fast täglich weiter und weiter. Die vielen bürokrati- schen Vorschriften aus der Luftfahrt sind Ihnen bekannt, die muss ich nicht einzeln erwähnen. Dem allem ist gemeinsam, dass die Bundesver- waltung mit von ihr initiierten und von Parla- ment und Bundesrat brav abgenickten Vorschrif- teninsteigendemTempoüberalleingreift,regelt, vorschreibt und es sowieso besser weiss. Allen Vorschriften ist weiter gemeinsam, dass bei Nicht-Gehorchen häufig eine massive Strafe droht. Sind wir nicht einmal stolz darauf gewe- sen, eine Verwaltung zu haben, die den Einwoh- nern dient? Heute ist es umgekehrt. Die Bürokra- tie frisst ihre eigenen Kinder. Besserung ist nicht in Sicht, die Verwaltung wächst und wächst und die Politik folgt ihr brav.
 



























































































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