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 Kolumne
SUST-Berichte: Quo vadis?
Roland Kaps-Becker, Vize-Präsident AOPA Switzerland
Zwei Formulierungen in kürzlich publizierten Summarischen Berichten der SUST (Schweiz. Si- cherheitsuntersuchungsstelle) lassen manchen Piloten fragend zurück: was hat sich die SUST bei der Formulierung nur gedacht? Da werden Mutmassungen angestellt oder Ursachen mit Eindämmungsmassnahmen verwechselt. Ein tendenziell vorwurfsvollerer Ton gegenüber dem Piloten oder der Pilotin kann in einigen Be- richten der letzten paar Jahre ebenso wahrge- nommen werden.
Die Aufgaben einer Flugunfalluntersuchung (gem. Anforderungen ICAO Annex 13 und schweiz. Luft- fahrtgesetz LFG) wird in jedem SUST-Bericht zu Beginn als Hinweis erwähnt: es geht um den al- leinigen Zweck zur «Verhütung von Unfällen oder schweren Vorfällen». Von Spekulationen oder persönlicher Interpretation ist darin jedoch nichts zu lesen. So erstaunt die Formulierung im summarischen Bericht zum Unfall einer Piper Seneca im Anflug auf Altenrhein doch sehr. Dort heisst es im letzten Satz (eigene Hervorhebung): «Es ist deshalb naheliegend, dass der Pilot in dieser Phase das Wandern der Gleitpfadanzeige von unten nach oben nicht wahrnahm und es an- schliessend zu seiner Fehlinterpretation dieser An- zeige kam.» Dass Aussagen des Piloten und tech- nisch-faktische Nachstellung des angeblich Gesehenen nicht übereinstimmen, hilft bei der
Suche nach Ursachen zur künftigen Verhütung von Unfällen natürlich nicht weiter. Aber den- noch scheint diese Formulierung viel eher eine Vermutung auszudrücken, die sich jedoch so ab- solut nicht durch Fakten belegen lässt. Abenteuerlicher wird es im summarischen Be- richtzueinergefährlichenAnnäherung(Air- prox, schwerer Vorfall) bei Biel-Kappelen: dort heisst es im zweiten von drei Punkten der Schlussfolgerungen, dass «ein fehlendes Kollisi- onswarngerät an Bord des startenden Flugzeu- ges» zu Entstehung des schweren Vorfalls beige- tragen habe. Dieser Argumentation ist nun wirklich schwer zu folgen. Müssten dann nicht deutlich mehr der Flugzeuge ohne Kollisions- warngerät in solche Airprox-Konflikte involviert sein? <Sarkasmus off...> Ein funktionstüchtiges Kollisionswarngerät hätte wahrscheinlich den Piloten früher gewarnt und es wäre gar nicht zu der gefährlichen Annäherung gekommen. Die fehlende sogenannte Mitigationsmassnahme kann aber keine Ursache für einen Vorfall sein! Wir hoffen, dass dies Versehen waren und in Zu- kunft wieder dem fachlich-sachlichen Kontext eines (hoffentlich seltenen) Unfallberichtes Be- achtung geschenkt werden kann. Nur so können wir aus den Fehlern anderer (hoffentlich viel) ler- nen.




























































































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