Page 11 - weihnachtskurier_2021
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                Ein Atomreaktor im Üetliberg?
Über eine Projektstudie im Zeichen der Atomeuphorie – eine Spurensuche
Sonja Furger
Auf einen ersten Hinweis, dass einst, in der Mitte des letzten Jahrhunderts, der Bau eines Kernkraftwerks im Üetliberg in Erwägung gezogen worden sei, bin ich in der Dissertation gestossen, die der Historiker Tobias Wildi 2003 unter dem schönen Titel Der Traum vom eigenen Reaktor veröffentlicht hat. Seinen Ausführun- gen zu den damaligen Plänen der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), ihr in die Jahre ge- kommenes Fernheizkraftwerk durch eine Atomanlage zu ersetzen, wofür der Bau zweier Kavernen unterhalb der Clausiusstrasse mitten in Zürich vorgesehen war, fügte der Autor ergänzend an:
«Die Atomeuphorie war in Zürich sogar so hoch, dass neben dem ETH­Projekt noch ein zweites Atomkraftwerkprojekt in Angriff genommen wer­ den konnte: Die BBC überlegte sich, mit einer An­ lage im Innern des Üetlibergs die gesamte Stadt mit Strom zu versorgen.»1
Als Beleg für diese Aussage findet sich in den Fussno- ten der Verweis auf ein Interview mit Rudolf W. Meier, in den fraglichen Jahren Doktorand beim ETH- Physikprofessor Paul Scherrer, ab 1955 Chefphysiker und Co-Leiter der neugegründeten «Abteilung für Re- aktoranlagen» beim Maschinenbauunternehmen Ge- brüder Sulzer in Winterthur.2 Vom Üetliberg-Reaktor ist danach in Wildis Studie nie mehr die Rede – gleich- wohl ging er mir nicht mehr aus dem Kopf ...
Jahre später begegnete ich dem Üetliberg-Reaktor er- neut in zwei journalistischen Texten. Vor zehn Jahren, am 11. März 2011, kam es in der Folge eines Seebebens
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