Page 83 - Weihnachts-Kurier 2022
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stände. Halb Europa war von einer verheerenden Dürre betroffen. 2022 war das trockenste Jahr in Italien seit Be- ginn der Aufzeichnungen. In Frankreich konnten mehr als 100 Gemeinden die Wasserversorgung über längere Zeiträume nicht mehr gewährleisten. Noch nie mussten in vielen Teilen Europas so viele Waldbrände bekämpft werden, wie dieses Jahr. Der Klimawandel zeigt seine Aus- wirkungen immer deutlicher: Die Gletscher schmelzen stärker dahin, als in früheren Jahren und hinterlassen in unseren Alpen «Mondlandschaften», die Bergbauern kämpfen um ihre Alpen, weil ausserordentliche Wasser- knappheit herrscht und ihre Quellen versiegen. Das Vieh muss früher als üblich die Alpweiden verlassen. Doch im Flachland sieht es nicht besser aus. Die Landwirte klagen über teils massive Ernteausfälle, weil die Böden trocken sind. In einzelnen Gemeinden im Wallis musste das Was- ser für Rebbauern rationiert werden; ab der öffentlichen Wasserversorgung durfte nur nach festgelegtem Zutei- lungsplan Wasser für die Bewässerung der Rebstöcke be- zogen werden. Der Wassermangel wirkt sich auch auf die Stromproduktion aus, weil die Stauseen teils nicht wie üblich genügend gefüllt sind. Verschiedene SAC-Hütten müssen voraussichtlich geschlossen oder verschoben wer- den; so z.B. die SAC-Berghütte am Mutthorn im Berner Oberland.
Leider ist der Mensch zum grossen Teil Schuld an dieser Entwicklung. Der CO2-Ausstoss führt nach wie vor zu einer Erhöhung der allgemeinen Temperatur. Die Dürre ist hausgemacht, was sich auf die Land- und Forstwirt- schaft sowie den Rebbau auswirkt. Monokulturen in der Landwirtschaft, die Abholzung von Wäldern, um grosse freie Flächen für den ungehinderten Anbau zu schaffen, belasten die Böden einseitig. Sie trocknen aus und werden steinhart. Die Böden können bei Regen das Wasser nicht mehr aufnehmen. Die Grundwasserspiegel sinken. Die Bäume können nicht mehr zum CO2-Abbau beitragen,
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