Page 16 - weihnachtskurier_2021
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                Experimentalphysik an der ETH Zürich und einfluss- reicher Promotor einer anwendungsorientierten, die Interessen der einheimischen Maschinenindustrie mit- berücksichtigenden Kernforschung, im September 1951 in Aussicht stellte, Uran und Graphit für einen Schwei- zer Reaktor beschaffen zu können, löste dies unter den Mitgliedern der Studiengruppe sicherlich einen Moti- vationsschub aus.12
Soweit in den überlieferten Akten ersichtlich, ist von der Üetliberg-Anlage in dieser Konkretisierungsphase nicht mehr die Rede. Um ihren Status als Projekt klären und ihren Stellenwert besser einschätzen zu können, der ihr im Prozess um die Aneignung der neuen Atom- technologie allenfalls zukommt, müssen wir uns den Jahren vor 1951 zuwenden.
«Es ist doch alles ganz einfach!»
Zwei Persönlichkeiten prägten diese frühen Jahre der Atomtechnologieentwicklung in der Schweiz: Paul Scherrer (1890–1969) und Walter Boveri jun. (1894–1972). Paul Scherrer war 1920 als Professor für Experimental- physik an die ETH berufen worden, wo er ab 1927 das Physikalische Institut leitete und zum international an- erkannten Forschungszentrum für Kernphysik aus- baute. Als Hochschullehrer war Scherrer sehr beliebt, da von ansteckendem Enthusiasmus. Seine Einführungs- vorlesungen in Physik, begleitet von spektakulären Ex- perimenten, waren legendär und zogen viel Publikum jenseits disziplinärer Grenzen an. Nicht nur im Hörsaal, sondern auch an zahlreichen Vorträgen vor Laienpubli- kum gelang es ihm, komplexe physikalische Probleme anschaulich und verständlich darzustellen. «Es ist doch alles ganz einfach!», war ein Ausspruch, den er mehreren Zeitzeugen zufolge gern und oft von sich gab.13
Kontaktfreudig und begeisterungsfähig – Paul Scherrer war weit über die scientific community hinaus bestens vernetzt. Um über die erwünschten Apparaturen und
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