Page 19 - weihnachtskurier_2021
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                nicht nur diesen offiziellen Report mit in die Schweiz, sondern zusätzliche Erkenntnisse, die er aus dem Kon- takt mit General L.R. Groves, dem Leiter des Manhat­ tan Project, und aus der Besichtigung der – geheimen – Plutoniumfabrik in Hanford hatte gewinnen können.19 So erklärte er im NZZ-Artikel nicht nur die wichtigs- ten kernphysikalischen Grundbegriffe, sondern auch die Vorgänge im Urankern, die zur Umwandlung bestimmter Uranisotopen zu Plutonium führen, sowie die technologischen Errungenschaften, welche die Steuerung solcher Prozesse ermöglichten. Paul Scher- rer gab sich überzeugt, dass es gelingen werde, die «un- geheuren Energievorräte, die in den Kernen schlum- mern», für friedliche Zwecke nutzbar zu machen:
«Es bereitet – im Gegensatz zu der früheren Auf­ fassung der Physiker – sehr viel weniger Mühe, die atomare Energie in technisch brauchbarer Form zu gewinnen, als sie in detonativer Explosion zu entfesseln.»20
Mit wenigen Worten entwarf er das Wirkprinzip einer «Atomenergie-Anlage»:
«Die ... entstehende Wärme wird durch einen Wärmeträger abgeführt und in einer Dampftur­ bine, Gasturbine oder als Heizwärme verwertet. ... Für die Maschinenindustrie gibt es hier interes­ sante Arbeit, um im Zusammenwirken mit den Physikern für die Atommaschine die günstigste Form zu finden.»
Eine Absage erteilte Scherrer allerdings den zahlreich zirkulierenden Phantastereien von einer neuen Energie- quelle im Taschenformat:
«Es kann nicht genügend darauf hingewiesen werden, dass die Uranmaschine vorläufig nur als Grossmaschine von etwa 1000 kW an aufwärts in Frage kommt. Das Märchen von der Uranpastille,
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