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die in den Motor gebracht, ein Jahr lang ein Auto treiben soll, ist in das Reich der Fabel zu ver weisen.»
Auch die Problematik von Strahlenschutz und radioak- tivem Abfall wird im Artikel kurz gestreift, ebenso die Frage der Konkurrenzfähigkeit mit anderen Energie- quellen wie der für die Stromversorgung in der Schweiz wichtigen Wasserkraft. Weder das Wissen um Risiken noch um gegenwärtige und zukünftige Unwägbarkei- ten minderte Scherrers Zuversicht in die technologische Beherrschbarkeit der Atomkraft, vielmehr plädierte er am Schluss seines Artikels für eine energische Förde- rung der Forschung auf dem Gebiet der Kernenergie.
Walter Boveri initiiert die BBC-Arbeitsgruppe Kernenergie
Paul Scherrers Ruf nach Forschungsförderung verhallte nicht ungehört. Er selbst hatte bereits in den ersten No- vembertagen den Vorsitz der Schweizerischen Studien- kommission für Atomenergie (SKA) übernommen, die sich auf Betreiben des Eidgenössischen Militärdeparte- mentes formierte, um verschiedenste Forschungsvor- haben aufzugleisen und zu koordinieren sowie – gemäss geheimen Zusatz – «die Schaffung einer schwei- zerischen Uranbombe oder anderer geeigneter Kriegs- mittel, die auf dem Prinzip der Atomenergie-Verwen- dung beruhen»21, anzustreben. Bis 1958, dem Jahr ihrer Auflösung, werden der SKA zehn Millionen Franken an Bundesgelder zufliessen.22
Besonders willkommen war Paul Scherrer vermutlich das Angebot, das ihm Walter Boveri alsbald unterbrei- tete. Der BBC-Verwaltungsratspräsident erklärte sich bereit, auf Anfang 1946 drei junge Hochschulabsolven- ten zu engagieren und sie Scherrers Physikinstitut an der Zürcher ETH sowie Paul Huber, ebenfalls Profes- sor für Experimentalphysik und Vorsteher des Physi-
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