Page 21 - weihnachtskurier_2021
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                kalischen Instituts an der Universität Basel, zur freien Verfügung zu stellen. Einzige Bedingung:
«... Wir beanspruchen nicht, uns in die Frage ein­ zumischen, mit was für Arbeiten diese jungen Ge­ lehrten betraut werden. Das einzige, was wir ver­ langen, ist, dass sie mit Fragen der Atomphysik beschäftigt werden, die ihnen die Befähigung zu selbständigen Arbeiten vermitteln.»23
Gelegentliche Treffen mit den hauseigenen Fachkräften sollten überdies die Wissenszirkulation zwischen Hochschule und BBC-Forschungsabteilung sicherstel- len. Absicht war, wie Boveri vor der BBC-Generalver- sammlung Mitte Juli 1946 darlegte, einen «Stab von Physikern heranzubilden, der über die gründlichsten theoretischen und praktischen Kenntnisse auf dem Ge- biete der Atomphysik verfügt». Boveri war überzeugt, dass die Atomenergie eines Tages «eine ungeheure Rolle» spielen werde, auch wenn «Jahre der Forschungs- und Organisationsarbeit vergehen müssen, bevor mit greifbaren Ergebnissen gerechnet werden kann». Ihm ging es darum, frühzeitig ein genaues Bild über die in- dustriellen Verwertungsmöglichkeiten dieser neuen Energiequelle zu gewinnen und sicherzustellen, dass sein Unternehmen den technologischen Anschluss nicht verpasse. Dabei stand weniger die Reaktortech- nologie selbst im Vordergrund als die Sorge um die Weltmarktstellung von BBC im Turbinenbau und um Konkurrenzfähigkeit und Expertise in der Projektie- rung von Gesamtanlagen weltweit.24
Aus Boveris Investition in Scherrers kernphysikalische Forschung vermittels der in der Arbeitsgruppe Kern- energie organisierten Stipendiaten entwickelte sich in den folgenden Jahren eine intensive Kooperation zwi- schen dem Industriemagnaten und dem renommierten Hochschullehrer, welche die Schweizer Atomtechno- logieentwicklung auf vielen Ebenen – personell, finan- ziell, materiell und institutionell – tangierten sollte, bis
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