Page 22 - weihnachtskurier_2021
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hin zur Gründung des Eidgenössischen Instituts für Reaktorforschung (EIR) in Würenlingen im Mai 1960 und zur Inbetriebnahme des Testreaktors Diorit ebenda im August desselben Jahres.
Projektarbeit angesichts «gähnender Lücken»
Finanziert von BBC, setzten ab 1946 zunächst drei junge Physiker ihre Ausbildung an den Laboratorien von Zürich und Basel fort. Werner Zünti (1913–1993) hatte bereits seit 1941 als Doktorand von Scherrer mit dem Tensator-Teilchenbeschleuniger experimentiert und soeben seine Dissertation über Schwefel- und Phos- phor-Isotope fertiggestellt. Fritz Alder (1916–2001) und Walter Hälg (1917–2011) arbeiteten in Basel unter Pro- fessor Huber. Seitens BBC begleitete Jacques Lalive d’Epinay die sich formierende Arbeitsgruppe, zu der sich sporadisch weitere Wissenschaftler und BBC- Ingenieure gesellten.25 Wie bereits erwähnt, wurde die Arbeitsgruppe im März 1951 in die «Studiengruppe über die industrielle Verwertung der Kernenergie» überführt, an deren Trägerschaft sich neu auch Escher Wyss und Sulzer beteiligten.
Neben der Vertiefung ihrer Ausbildung oblag es diesen jungen Wissenschaftlern hauptsächlich, Daten zu sam- meln, Berechnungen anzustellen, Materialfragen abzu- klären, Wissenslücken zu definieren. Noch gab es ja keine freie Zirkulation des im und nach dem Zweiten Weltkrieg gewonnenen Wissens im Bereich der Atom- technologie. So weist denn auch das Netzschema, mit dessen Hilfe Lalive d’Epinay vor den Zürcher Archi- tekten die Problemfelder auflistete, die sich bei der in- dustriellen Verwertung der Kernenergie stellen, bloss drei Bereiche aus, womit sich die BBC-Arbeitsgruppe zunächst beschäftigt haben soll: Grundlagenforschung, Messtechnik und Geräte, Kraftwerk (Abb. auf S. 21). Um das Thema «Reaktor (Ofen)» kümmerte man sich vorerst kaum, was Lalive d’Epinay im kurzen Kom- mentar zur Üetliberg-Vorstudie erneut herausstrich
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