Page 27 - weihnachtskurier_2021
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                den USA im Herbst 1955 als Demonstrationsobjekt an die Genfer UN-Konferenz «Atoms for Peace» gebrach- ten Uranreaktor zu sehr vorteilhaften Konditionen zu kaufen.32 Bereits im Mai 1957 konnte er als Forschungs- reaktor in Beznau in Betrieb gesetzt werden. Der Diorit, das mehrfach überarbeitete und weiterent- wickelte Modell der Studiengruppe und Prototyp der anvisierten Schweizer Reaktorlinie, wurde im August 1960 eingeweiht. Zu diesen Zeitpunkt hatte die Eidge- nossenschaft bereits Anlagen und Personal der Reaktor AG übernommen, zum EIR umstrukturiert und als Annexanstalt der ETH angegliedert.33
Es wäre unangemessen, zwischen der hypothetischen Üetliberg-Atomanlage und dem realisierten Diorit- Testreaktor eine direkte Verbindung zu behaupten. Wohl gehörte die Üetliberg-Vorstudie von 1948 wie alle in der Schweiz bis 1955 verfolgten Projektierungsarbei- ten für Atomanlagen einer Epoche an, die Werner Zünti im Sommer 1960, soeben zum wissenschaftlichen Direktor des EIR befördert, wie folgt charakterisierte: «Die Kernphysiker fochten einen ungleichen Kampf gegen die gähnenden Lücken der Kenntnisse.»34 Die Üetliberg-Studie diente der BBC-Arbeitsgruppe Kern- energie in einem ersten Schritt dazu, sich auf rudimen- täre Weise die räumliche Anordnung zweier Teilkom- plexe – Atomreaktor und Turbine – im Rahmen einer fiktiven Gesamtanlage zu veranschaulichen und damit verbundene Probleme zu identifizieren. Der Reaktor- bau selbst war für die BBC jedoch keine vorrangige Schlüsseltechnologie. Gleichwohl wollte man den An- schluss ans verheissungsvolle Atomzeitalter nicht ver- passen.
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