Page 29 - weihnachtskurier_2021
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                Zum Üetliberg als möglichem AKW-Standort
Auf zwei Merkmale, welche die BBC-Arbeitsgruppe Kernenergie bewogen haben mögen, den Üetliberg für ihr hypothetisches Kraftwerkprojekt als Standort aus- zuwählen, soll hier zum Schluss noch eingegangen werden: die Nähe zur Stadt und den Schutz, den man sich von einer Unterbringung im Berginnern versprach.
«Es sei gleich hier erwähnt, dass die Atomenergie- Maschine vorläufig nur Wärme erzeugt ...»,35 hatte Paul Scherrer im ersten Abschnitt seines aufsehenerre- genden NZZ-Beitrags von Ende November 1945 festge- halten, der laut Historiker Wildi einer kollektiven Nachhilfestunde in Physik gleichkam.36 Wohl ging der renommierte Kernphysiker davon aus, dass es einst in Grossanlagen gelingen werde, diese Wärme in elektri- sche Energie umzuwandeln und übers Stromnetz den Endverbrauchern zuzuführen. Doch war es nicht nä- herliegend, die im «Atomofen» erzeugte Wärme einst- weilen direkt zu nutzen? «Auch sind grosse Fernheiz- werke denkbar, die ganze Städte mit Wärme versorgen», so Scherrer am Schluss seiner Ausführungen. Unmit- telbar daran anschliessend hatte die NZZ Bruno Bauer (1887–1972), Professor für angewandte Elektrotechnik an der ETH Zürich und bestens vernetzter Exponent der schweizerischen Elektrizitätswirtschaft, Platz ein- geräumt, um Erwägungen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen eines künftigen Einsatzes von Atom- energie auf den Schweizer Energiemarkt vorzutragen. Weitaus weniger enthusiastisch als ETH-Kollege Scherrer – verstand er doch die neue Energiequelle in erster Linie als Konkurrenz zur einheimischen Wasser- kraft und befürchtete zukünftige Abschreibungsver- luste von in die hydraulische Elektrizitätsgewinnung investierten Kapitalien37 –, griff auch Bauer das Thema Fernheizung auf:
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