Page 31 - weihnachtskurier_2021
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                Erleichterung der Brennstofflagerung (Uran) und der Vorratshaltung (1 Tonne Uran = 10’000 Tonnen Indus- triekohle) ...»41 Die Vorteile gegenüber einer konven- tionellen, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fernheiz- anlage schienen evident. Und was den innerstädtischen Standort anbelangt, so war ein prominentes Vergleichs- objekt zur Hand: Seit 1954 war im Zentrum von Stock- holm, unterhalb der Königlichen Technischen Hoch- schule, ein atomarer Versuchsreaktor in Betrieb.42
Ganz so zentral und kundennah wie das im Unter- grund der Clausiusstrasse im Zürcher Stadtquartier Oberstrass geplante ETH-Fernheizkraftwerk wäre die Üetliberg-Anlage nicht zu stehen gekommen. Es ging BBC bei der Projektstudie von 1948 auch nicht um Fernwärme, sondern um ein Kraftwerk mit einer Leis- tung von 50’000 Kilowatt. Dennoch war der gewählte pro forma-Standort an der städtischen Peripherie kaum zufällig, versprach er doch dank der Unterbringung im Berginnern zugleich Sicherheit: Schutz vor möglichen feindlichen Angriffen einerseits, Schutz von Umge- bung und Bevölkerung vor radioaktiver Strahlung an- dererseits.
Das Schutzversprechen der Kaverne
Parallel zu den Projektierungsarbeiten für das ETH- Fernheizkraftwerk waren in jenen Jahren zwei weitere Industriegruppen daran, Pläne für Kernkraftwerke auszuarbeiten. In der Westschweiz sollte bis zur Expo 64 ein Atomreaktor betriebsbereit sein, in der Deutsch- schweiz hatten sich die grossen Elektrizitätsgesell- schaften zusammengeschlossen, um trotz Präferenzen für Wasserkraft Erfahrungen mit der neuen Energie- quelle zu sammeln.43 Zwischen November 1958 und Ja- nuar 1959 reichten alle drei Projektträgerschaften ihre Subventionsgesuche ein. Im Gutachten, das daraufhin eine Expertengruppe zuhanden des Delegierten des Bundesrates für Fragen der Atomenergie erstellte, ist zu lesen:
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