Page 32 - weihnachtskurier_2021
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                «Allen drei Projekten ist gemeinsam, dass von vornherein keine andere Lösung in Erwägung ge­ zogen worden ist als die Anordnung des Reaktors innerhalb einer Kaverne. Dies wird durch die Ge­ sichtspunkte der Sicherheit begründet. Die Pro­ jektverfasser gehen davon aus, dass in der Schweiz infolge des Fehlens dünn besiedelter Gebiete die Sicherheitsanforderungen grösser seien als in ande­ ren Ländern. Man sieht in der Kavernenbauart die beste technische Lösung, die diesen Anforde­ rungen entspricht. ... Es ist immerhin bemerkens­ wert, dass bis heute nur in Norwegen und Schwe­ den die Kavernenbauart verwirklicht worden ist. Eine gründliche Untersuchung der Frage, ob wirk­ lich keine anderen Bauarten denkbar wären, wel­ che dasselbe Mass von Sicherheit gewährleisten wie die Kavernenbauweise, scheint uns bisher nirgends durchgeführt worden zu sein. Man hat sich viel­ mehr sogleich auf Grund einfacher und nahe­ liegender Prinzipüberlegungen für diese Lösung entschieden.»44
Die seitens der Expertengruppe festgestellte Bevorzu- gung der Kavernenbauweise zeigt sich bereits beim Üetliberg-Vorprojekt. Nirgendwo begründete Jacques Lalive d’Epinay, warum 1948 für den Bau der Atoman- lage die Situierung im Berg gewählt worden war. Knüpfte man einfach an die Erfahrungen im Bunker- und Festungsbau im Zweiten Weltkrieg an, vertraute man auf die technische Expertise im Tunnelbau? Stand der militärische Aspekt des Anlageschutzes zu Beginn des Kalten Kriegs erneut im Vordergrund, war die Standortwahl Ausdruck fortdauernden Réduit-Den- kens? Oder erhoffte man sich, wie im oben zitierten Gutachten angedeutet, von der Unterbringung im Berg einen erhöhten Bevölkerungsschutz?
In den Jahren vor 1955, als die Wissenszirkulation auf dem Gebiet der Atomtechnologie unterbrochen war, konfrontierte der Reaktorbau die Atomphysiker und
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