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Fliegerisches aus der Schweiz
Cellsius – von der e-Sling zum H2
Roland Kaps-Becker, Vizepräsident AOPA Switzerland
Die verschiedenen Akteure der General Aviation waren recht lange genügsam was neue Motoren betraf. Da spielt es natürlich auch eine Rolle, dass wir hier einen sehr kleinen Markt betrach- ten, weshalb (verbunden mit dem nötigen ho- hen Sicherheitsdenken) die bewährten Flug- zeugmotoren viel weniger weiterentwickelt wurden im Vergleich zu denjenigen von Autos. Es ist nun immerhin ein weiterer Schritt zur Elimi- nierung des Bleis im Avgas erfolgt (vgl. Bericht im Position Report 281), der allen Motortypen dienen soll. Im Kontext der Verbreitung von Drohnen und batteriebetriebenen Fahrzeugen hat auch der Elektromotor Aufschwung erhal- ten. Viele Marketingbroschüren wurden mit ge- nialen Computervisualisierungen versehen und mit hochtrabenden Worten angepriesen. Pipis- trel hat mit dem Modell Velis Electro durchaus gezeigt, dass Elektrofliegerei möglich ist. Mitt- lerweile ist das Modell auch in der Schweiz an diversen Flugplätzen beheimatet. Längere Rei- sen sind damit aber (noch) nicht möglich, denn bei einer Range von 50 Minuten bleibt der Radius überschaubar. Die Energiedichte von Batterien ist (momentan) zu gering; und bei grösseren (sprich: schwereren) Batterien hebt das Flug- zeug nicht mehr ab. Ein spannender Vergleich in einer kürzlich erschienen Studie von Eurocont- rol kann dies verdeutlichen: die für einen Flug von Paris nach Singapur benötigten 120 Tonnen Kerosin würden mit aktueller Technologie Lithi- um-Batterien im Umfang von 5000 Tonnen be-
nötigen! Experten gehen nicht davon aus, dass bei der Batterietechnologie aufgrund der damit verbundenen galvanischen Prozesse, die Hitze produzieren, massive Quantensprünge möglich sind. Die Freude am Fliegen mit Gedanken über Nachhaltigkeit zu verknüpfen, ist dennoch für viele Piloten kein Widerspruch, sondern viel- mehr Herausforderung zur Suche nach neuen Ansätzen.
Forschungsprojekte der ETH Zürich
Dies hat vor einiger Zeit auch diverse Ingenieur- studenten der ETH Zürich bewogen, mehr Nach- haltigkeit in der Fliegerei zu erforschen. Im Rahmen des dortigen Fokusprojekts der Fach- richtung Maschineningenieurwissenschaften können jedes Jahr Studierende in Gruppen ne- ben dem üblichen Lehrbetrieb der Hochschule praktische Erfahrungen sammeln, indem sie ge- meinsam ein ambitiöses Vorhaben verwirkli- chen. Einige Projekte werden im Innovations- park am Flugplatz Dübendorf verwirklicht, an denen jeweils eine Gruppe während eines Jah- res sich Vollzeit damit beschäftigt, bevor es an die nächste Gruppe zur weiteren Entwicklung übergeben wird. Da wird u.a. an Raketenantrie- ben geforscht oder wie man mit einem autonom fahrenden Elektroauto Rennen gewinnen kann. Oder eben wie man die verschiedenen Emissio- nen eines Fluges reduzieren kann. Ausgangslage für diese Forschungs- und Ent- wicklungsarbeiten vor 4 Jahren war die Entwick-